Von den Anfängen des Universums bis zur anderen Seite des Todes.
Was Gott vom Menschen hält und wie er sich zu uns verhält, berichtet die Bibel in leuchtenden Farben. Wir sind seine geliebten Kinder. Ein einfaches Lied bringt dieses Menschenbild auf den Punkt. Es war das Lieblingslied meines Vaters. Wir sangen es auf jeder längeren Reise zu fünft im Auto. Den Text „Liebte Gott, der Herr, uns nicht …“ schrieb Helmut Oeß. Er nimmt uns mit auf eine Reise von den Anfängen des Universums bis auf die andere Seite des Todes.
Die Anfänge des Universums
„Liebte Gott, der Herr uns nicht, hätt‘ er nicht die Welt erschaffen, liebte Gott, der Herr uns nicht, hätt er nicht all das getan“, heißt es im Refrain. Das nimmt uns mit zu den Anfängen von allem, was ist: „Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ (Gen 1,2). Der ewige Gott ruft die Welt ins Dasein. Er erschafft Tag und Nacht, den Himmel, das Meer und das trockene Land. Er lässt grüne Pflanzen sprießen. Was muss das für eine Explosion an Farben und Düften gewesen sein! Sonne, Mond und alle Sterne am Firmament sind sein Werk. Gott macht Wassertiere und Vögel, Lebewesen aller Art und sieht: Es ist gut.
Und dann, am sechsten Tag, kommen wir ins Spiel: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“ (Gen 1,27-28). Unser Schöpfer hat uns nach seinem Bild gemacht. Er hat uns die Verantwortung für die Erde gegeben. Er vertraut uns.
Das Kostbarste
„All das zu Bethlehem im Stall am Heiligabend, all das, als die Zeit erfüllt war und er kam“, lautet die erste Strophe. Gott belässt es nicht dabei, den Menschen zu erschaffen. Er begleitet ihn. Er tut etwas, das von höchster Liebe zu seinen Söhnen und Töchtern, spricht: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott“. (Gal 4,4-7).
Jesus ist unser Bruder, in allem uns gleich – außer der Lieblosigkeit. Sein Leben gibt eindeutige Hinweise darauf, wie Gott ist und was er von uns erwartet. Er ist bereit, das Kostbarste einzusetzen: seinen Sohn Jesus. Durch ihn will er uns nah sein.
Ein direkter Zeuge
„All das, da er sprach zu uns das Wort der Liebe, all das, was er sprach, hat Arme reich gemacht“, heißt es in der zweiten Strophe des Liedes.
„So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4,16-19).
Gottes Wort ist zu uns gekommen durch seinen Sohn. Er hat Kunde vom Vater gebracht. Einen direkteren Zeugen kann es nicht geben. Wir dürfen uns auf sein Wort verlassen und Kraft aus ihm schöpfen. Gott will uns nähren, heilen und aufrichten. Wir sind geliebt.
Der Verrat
„All das in der Nacht der Angst in einem Garten, all das in der Nacht, da er verraten ward.“ Die dritte Strophe führt hin zum Leiden Christi.
„Siehe, die Stunde ist gekommen und der Menschensohn wird in die Hände von Sündern ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen! Siehe, der mich ausliefert, ist da. Noch während er redete, siehe, da kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes geschickt worden.“ (Mt 26,45b-47).
Wir Menschen haben Jesu Zeichen und Wunder gesehen. Wir haben gehört, dass Gott uns ohne Wenn und Aber liebt. Diese bedingungslose Liebe kommt nicht unbedingt an. Das war damals so und ist heute nicht anders. Wir tun uns schwer damit, in der Liebe zu bleiben und den Weg mit ihr zu gehen. Wir verheddern uns immer wieder, vergessen, dass wir Kinder Gottes sind. Doch Gott erzwingt nichts. Er schenkt Freiheit. Auch wenn wir ihn zurückweisen, weicht er nicht ab von seiner Liebe. Er verzeiht.
Hingabe für uns Menschen
„All das für die Welt am Kreuz auf einem Hügel, am Kreuz breitet er die Arme für uns aus.“ In der vierten Liedstrophe begegnen wir dem Leiden Jesu, der für uns sein Leben hingegeben hat.
„Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keine Schuld an ihm finde. Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, der Mensch! Als die Hohepriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ (Joh 19,1-6).
Gott liebt uns Menschen so sehr, dass er zulässt, dass sein Sohn für unsere Lieblosigkeiten stirbt. Er könnte ihn davor bewahren, leicht sogar. Doch er lässt ihn durch die dunkle Nacht gehen, damit wir gerettet werden. Wie wichtig wir ihm sind! Wie sehr er an uns glaubt und an unsere Fähigkeit, uns zu wandeln! Geliebt, auch jetzt noch.
Die andere Seite
„All das nach der Nacht am hellen Ostermorgen, als er von dem Tod als Sieger auferstand“, jubelt die fünfte und letzte Liedstrophe.
„Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ (Lk 24,1-6).
Immer wenn ich dieses Lied singe, fühle ich mich meinem Vater nah, der 1985 gestorben ist. Er hat mir vorgelebt, wie man Mensch sein kann. Er war für uns da. Ich spüre, es geht ihm gut, wo er jetzt ist, auf der anderen Seite.
Jesus hat es vorgemacht: Er ist nicht mehr bei den Toten. An seiner Hand werden wir auferstehen. Das dürfen wir hoffen, daran glaube ich. Gibt es eine bessere Nachricht? Gott liebt uns. Bedingungslos. Über den Tod hinaus. Wir sind geborgen am Herzen des ewigen Vaters. Unendlich geliebt. Halleluja!
Alle Bibelstellen sind entnommen aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart, Alle Rechte vorbehalten.
Auch der Impuls „So will ich leben“ erzählt von Liebe.
Buchhinweis:
„Der Marathon-Pater. 60 000 Kilometer gegen die Armut“
Tobias Breer mit Jutta Hajek
01.04.2021 erschienen im bene! Verlag von Droemer Knaur
192 Seiten
ISBN: 978-3-96340-103-9, 18 € (Paperback)
ISBN: 978-3-96340-104-6, 15 € (eBook)