Baumstamm - Meine wichtigsten Werte

Warum es sich lohnt, nach seinen Werten zu leben

Meine fünf wichtigsten Werte

Baumstamm
Stamm und Wurzeln halten einen Baum – auch ich werde von meinen Wurzeln gehalten, meinen wichtigsten Werten.

Wie tief reichen meine Wurzeln in den Grund dessen, was mir wichtig ist? Was ist mir wirklich wichtig? Schwäche ich meine Wurzeln, indem ich meine Werte übergehe? Welche Kompromisse will ich eingehen, wo stoße ich an Grenzen?

Meine fünf wichtigsten Werte

Ich habe überlegt, was mir viel bedeutet. Um es übersichtlich zu halten, will ich mich auf fünf Qualitäten konzentrieren. Eine Rangfolge lege ich nicht fest, denn alle fünf hängen zusammen:

  • Wahrheit
    Sie ist das Gegenteil von „Lüge“, doch zu ihr gehört noch viel mehr: Ich will aufrichtig durch mein Leben gehen. Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie hat Gott mich gemeint?
    Die Signale, die ich aussende, sollen eindeutig sein. Ich will darauf verzichten, versteckten Motivationen zu folgen und andere zu manipulieren. Die Wahrheit sagen, wenn sie unbequem ist, erfordert Mut. Dabei macht der Ton die Musik. Ich will unbequeme Wahrheiten nicht unter den Teppich kehren, sondern so ausdrücken, dass mein Gegenüber sie annehmen kann. Was andere mir als ihre Wahrheit anbieten, respektiere ich soweit möglich. „Die Wahrheit wird euch befreien“, sagt Jesus denen, die an ihn glauben[i].
  • Freiheit
    Freiheit macht das Leben lebenswert, bringt aber auch Verantwortung. Ich muss mir überlegen, in welche Richtung ich mich bewege. Entscheiden zu können, mit wem ich Zeit verbringe, was und wie ich arbeite, wo ich wohne, ist ein großer Luxus. Es ist mir bewusst, dass viele Menschen auf der Welt das nicht können. Als Journalistin schätze ich, in Deutschland zu leben, einem Land, in dem ich auch Kritisches frei sagen und schreiben darf, ohne dafür hinter Gitter zu kommen. Ich will die Freiheit anderer respektieren und fördern und mit meiner eigenen Freiheit bewusst umgehen.
  • Verbundenheit
    Alle Menschen gehören zusammen. Deshalb schade ich mir selbst, wenn ich einem anderen schade. Andere verurteilen – mit Herz oder Zunge – zerschneidet das Band, das uns verbindet. Das heißt nicht, dass ich mit allem einverstanden sein muss. Ich kann klar Position beziehen, dabei anderen ihre lassen.
    Enge, langjährige Beziehungen in der Familie und unter Freunden sind ein hoher Wert für mich, in den ich investiere. Gemeinsam am Tisch sitzen, in strahlende Augen schauen, sich umarmen, sich sagen: „Du bedeutest mir viel!“, das tut gut und das kann man nicht oft genug hören. Verbunden fühle ich mich auch mit der Natur. Sie braucht meinen Schutz. Verlässlichkeit gehört für mich dazu, eine der wichtigsten Qualitäten in Beziehungen. Ich will verlässlich sein.
  • Liebe
    „Liebe und Mitgefühl vertreiben jede Lebensangst“, sagt der Dalai Lama. Als Kind liebevoll vertrauen zu können, haben viele Menschen nicht gelernt, weil sie unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen sind. Mir ist wichtig, liebevolle Zuwendung zu schenken und auch anzunehmen. Das ist nicht so leicht. Wenn ich mir selbst nicht gut bin, dann kommt nichts an. Es hilft, eine Liste zu machen, mit allem, was man an sich liebt. Das fördert die Selbstliebe. Sie ist nicht mit Egoismus gleichzusetzen, sondern die Voraussetzung dafür, andere mit offenem Herzen zu lieben.
    Wenn die Liebe im Fluss bleibt, sind alle versorgt. Ich muss nicht schauen, dass ich genug abkriege, solange ich genug gebe. Der Kreis schließt sich. Wir werden alle im Überfluss haben. Die Quelle, aus der wir diese Liebe schöpfen können, liegt in uns. In der Stille finden wir sie und im Gebet. Ich will mich täglich zu meiner Kraftquelle begeben und von ihr austeilen. Unabhängig davon, wie beschäftigt ich bin.
  • Frieden
    Bin ich innerlich friedvoll, dann kann ich mich auch anderen gegenüber geduldig und großzügig zeigen. Ich kann freundlich sein, muss nicht auf mein Recht pochen, nicht belehren, nicht darauf bestehen, beachtet zu werden und vor allem keine Angst haben, zu kurz zu kommen. Ein paradiesischer Zustand! Ich bin überzeugt, dass wir zum Frieden in der Ukraine und anderswo auf der Welt beitragen können, indem wir diesen Frieden in uns selbst kultivieren und in unsere Beziehungen tragen. Vergeben gehört dazu. Ich muss vergeben, um in mir Ruhe zu haben. Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Ich will friedfertig sein.

Wie tief reichen meine Wurzeln und wo schwäche ich sie?


Beobachten wir uns, ob wir gemäß unseren Werten handeln oder doch gelegentlich ausscheren. Konsequent bleiben, ist anstrengend. Wenn ich in Stress gerate, sage ich dann noch die Wahrheit? Darf ich mir die Jacke kaufen, auch wenn sie möglicherweise unter schlimmen Bedingungen hergestellt ist? Muss ich in Urlaub fliegen, wenn es das Klima belastet?

Mir hilft es, Prioritäten zu setzen. Es gibt Werte, die nicht verhandelbar sind. In Kleinigkeiten auch mal vom gesetzten Kurs abzuweichen, kann entlasten. Wenn ich zum Beispiel herkömmliche Äpfel kaufe, obwohl wir uns vorgenommen hatten, zum Schutz der Natur und unserer Gesundheit Bio-Obst zu kaufen. Wenn ich aber gegen die Liebe handle, indem ich schlecht über einen anderen Menschen rede, verletze ich mich selbst. Das zu lassen, ist mir wichtig.

Wo stoße ich an Grenzen bei meinen wichtigsten Werten?


„Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit“, sagte Mahatma Gandhi. Wenn wir an dem festhalten, was wir früher einmal als wahr empfunden haben, und uns verbieten, unsere Meinung zu ändern, auch wenn wir es besser wissen, dann schwächen wir unsere Wurzeln. Wenn es gute Gründe gibt, will ich mein Denken überprüfen und mich neuen Erkenntnissen stellen.

Die Freiheit wird durch Verbundenheit eingeschränkt. Ich kann entweder mit der Familie am Tisch sitzen oder allein auf eine Wanderung gehen. Es gibt Argumente, die für die Wanderung sprechen, um auch mal nur für sich da zu sein. Danach kann ich die Gemeinschaft umso mehr genießen.

Liebe und Mitgefühl machen mein Herz weit. Die Verbindungen, die so entstehen, schenken meinem Leben Freude und Sinn. Es gibt jedoch Menschen, die liebend gern mit einem Dolch aus Worten in ein offenes Herz stechen. Solchen Menschen muss ich mich nicht öffnen. Ich darf Grenzen setzen: Bis hierhin und nicht weiter!

Frieden ist eine wichtige Qualität. Genauso wie der Friede auf politischer Ebene momentan nur mit Abschreckung möglich scheint, so muss ich nicht alle Schutzmechanismen außer Acht lassen. Wenn ich angegriffen werde, darf ich mich verteidigen. Ein offenes, warnendes Wort zur rechten Zeit kann manches Gefecht vermeiden.

Gute Aussichten

Mich hat es weitergebracht, darüber nachzudenken, was mir wichtig ist. Was ist dir wichtig? Wann hast du das letzte Mal Zeit mit dieser Frage verbracht? Die Alltagsmühle zerreibt uns leicht und wir reagieren nur noch. Das will ich aber nicht. Ich möchte mein Leben aktiv gestalten und seine Richtung bestimmen, soweit es geht. Dir geht es bestimmt genauso. Lassen wir uns nicht überrollen von den Ereignissen, sondern überdenken wir regelmäßig, was für uns sinnvoll ist und was nicht. Und handeln wir nach unseren Werten. Die besten Werte nützen nichts, wenn sie nur in unserem Kopf eine Rolle spielen, doch unsere Handlungen nicht beeinflussen. Wenn wir uns gegen Entwicklungen stellen, die gegen unsere Werte gehen, dann bestimmen wir mit, was heute und morgen geschieht. Sind das nicht gute Aussichten?

„So will ich leben“: ein Impuls zu meinem wichtigsten Wert Liebe.

Einer mit ganz festen Werten, der sie konsequent umsetzt, erzählt seine Geschichte in „Der Marathon-Pater. 60 000 Kilometer gegen die Armut“.


[i] Johannes-Evangelium 8,32. Die Bibelstelle ist entnommen aus: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

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